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Bye bye Finland

Der einsetzende Herbst (schön bunt, viele Finnen kommen deswegen extra in den Norden) und sportliche Temperaturen haben uns vollends motiviert, uns nun auch mit sportlicher Geschwindigkeit gen Süden zu bewegen. Die Info über 25°C in Rostock (weniger als 10° morgens in der Feuerwehr im Norden Finnlands, 0°C draußen) hatte uns dann den Rest gegeben. Umso mehr ging unsere Tour dann durch mehrere Städte wie z.B. Oulu und Savonlinna in denen wir uns so ein bis zwei Tage in der Innenstadt und in wohltemperierten Museen vergnügt haben. Savonlinna zum Beispiel wird – zumindest laut lonely planet – von einigen als wohl schönste Stadt Finnlands bezeichnet. Umso mehr unsere Verwunderung, dass wir das als Rostock verwöhnte Banausen nicht vollends teilen konnten. Man muss dazu auch sagen, dass die vor den Russen sich zurückziehende Wehrmacht in Finnland so einige Städte niedergebrannt hat, so auch Rovaniemi, das innenstadtmäßig nun leider eher den Charme der 60er versprüht.

Dass es so langsam unangenehm kalt wird, merken wir in erster Linie auch an unserem verstärkten Gasverbrauch und der schwächlichen Power unserer Solaranlage durch wenig Sonne und tiefen Sonnenstand (Huhu Praschels, bei uns auch rotes Licht 😉 ). Die Verbraucherbatterie ist schon nach drei bis vier Tagen ohne Lichtmaschine bei unter 11.8V. Vor zwei Tagen hatten wir morgens beim Aufstehen 7°C und die Kinder hinten im Koffer 11°C. Seitdem läuft die Heizung jede Nacht.

Den neunten Geburtstag haben wir mit Lasse in Savonlinna gefeiert. Echt krass, Bergfest zum Erwachsensein. Selbstverständlich gab es wieder den sporadischen Schwimmbadbesuch mit Minigolf zum Abschluß. Apropos Bergfest, gerade gestern im Puppenmuseum in Tallinn habe ich an meinen Augenbrauen erste graue Haare entdeckt. Wieso ich schon mit meinen gerade mal 25 Lenzen graue Haare bekommen muss, da war sich auch Yvonnes medizinischer Sachverstand nicht 100%ig sicher. Sicher ist jedoch eines, die Schadenfreude war auf Yvonnes Seite. Ein Care Paket von Oma gab es dann auch noch, das war eine Freude für die Jungs. Eigentlich nur für den Versand meines internationalen Führerscheins gedacht, gab es dann gleich Geschenke für Matii und Lasse nachträglich.

Man kann uns nun ohne schlechtes Gewissen ‚Experten der finnisch orthodoxen Kirche‘ nennen. Im Kloster Valamo haben wir uns eine orthodoxe Messe mit viel Weihrauch am Sonntag Morgen nicht entgehen lassen wollen, für uns im Sozialismus aufgewachsene Antichristen, ääh Atheisten, eine skurrile und bizarre Erfahrung. Der Stimmung des Mönchsgesanges (hier steht man übrigens bei der Messe, die Frauen tragen Kopftücher) ist dann Bennet sogar auf’s Gemüt geschlagen (’so traurig‘).

Im Anschluß dann sehr aufschlußreiche private Führung durch Mattis, einen honorigen, sympatischen und deutsch sprechenden älteren Herrn und Arzt der 12 dort lebenden Mönche. Auf unsere Entschuldigung hin für die hippeligen Kinder während der Führung meinte er, dass Kinderlärm hier als ‚heiliger Lärm‘ bezeichnet wird. Das fanden die Kinder natürlich gut, als Freibrief sollten sie das aber unserer Meinung nach auch nicht verstehen.

Während die evangelischen Einrichtungen zumindest innerhalb der Gebäude eher asketisch sind, glänzt der Innenraum hier nur so vor handwerklich extrem aufwendigen Gold-, Silber- und Edelsteinarbeiten. Mehrere Reliquien heiliger Personen (echt krass: Knochen, Haut, Nägel, …) sind in kleinen Gefäßen aufbewahrt, Ikonen-Bilder sollen Wunder bewirken. Neben den Wunder bewirkenden Ikonen hängen aufwendige Stickereien in denen sich z.B. Edelsteine und Ringe der Personen befinden, die diese als Dank für ein erfolgreiches Wunder dem Kloster geschenkt haben – nicht dass wir an Wunder glauben – aber es waren definitiv nicht wenige Geschenke. In der finnisch-orthodoxen Kirche in Helsinki konnten wir dann sogar noch eine Taufe miterleben.

Ein Verbrechen allerdings, dass wir nicht mehr nach Sankt Petersburg fahren konnten. Gefühlte Tage haben wir in Helsinki in der Visa Stelle (Russian Visa Application Service) verbracht, inkl. hochgestylter, knackiger russischer U25 Service Damen und burschikoser, unsympatischer russischer Ü55 Sicherheitsfrau, um dann am Ende zu wissen, dass alleine die Kosten für Visa und Autohaftpflichtversicherung rund 700 Euro betragen werden. Und da sind wir mit unserer Blue Efficiency Schleuder noch nich‘ mal losgefahren. Dazu kommt noch die kostenpflichtige fiktive Einladung aus Russland, die man benötigt, um überhaupt ein Visum zu erhalten. Die bekommt man über irgendein Hotel in Russland, man braucht die offizielle Buchung ohne jemals dort anzutanzen, das ist echt lächerlich. Gerade auch im Hinblick auf unsere Reisekosten haben wir uns das dann im wahrsten Sinne erspart. Gut für den Geldbeutel aber trotzdem sehr schade. Ein Trostpflaster für die russische Industrie bleibt, denn immerhin haben die Telefongesellschaften durch mein Telfonat mit Sankt Petersburg 25 Euro verdient.

Übrigens, so schön und einsam Finnland im Herbst auch war, die Finnen haben ein (Glück)spielproblem. In jedem noch so kleinen Supermarkt, selbst in Inari hoch im Norden, stehen neben der Kasse immer mehrere Glücksspielautomaten, die auf den Einsatz kleinerer Beträge aus sind – sprich das Wechselgeld. So stehen Finnen aller Gesellschaftsklassen vor den Automaten und versemmeln ihr Wechselgeld. Eigentlich war uns das recht schnuppe, nur der Gipfel war die Kinderspielecke auf der Tallink Superstar Fähre Helsinki-Tallin. Direkt neben der Kinderecke, in Sichtweite, war ein Shooterspiel mit Shotgun (s. Foto).

Helsinki und Tallinn war letztendlich fast ein Abwasch, die eine Stadt scheint für die jeweils andere wie eine Vorstadt zu sein, Fähre dauert nur rund zwei Stunden und man kommt mit der Fähre in jeder Stadt bereits sehr nah an die Innenstadt heran. Zudem sind sich finnisch und estnisch ähnlich. In Helsinki sind die schwedischen Fans direkt neben unserem Auto zum Länderspiel Finnland-Schweden geleitet worden.  Das war ein Spaß für die Jungs!  Wir haben uns jeweils einen Tag pro Innenstadt Zeit genommen, inklusive Häfen- und Kirchenbesichtigungen, Kuchen essen und allgemeiner touristischer Gafferei. Beim Feuerwehrschritttempofahren durch Helsinkis gut besuchte Innenstadt fühlt man sich wie der Sultan von Brunei hoch auf seinem Elefanten. Die Feuerwehr und die vier grundsoliden kleinwüchsigen Feuerwehrmänner kennt dort jetzt jeder.

Wir haben uns übrigens zwei Kinder-Gitarren gekauft und die Großen bekommen nun im Fach Musik vom Großmeister Gitarrenunterricht.

Oulanka Nationalpark

Das war `ne Nacht! Erschöpft waren wir in die Schlafsäcke gekrochen, noch leicht euphorisch über die Wahnsinnsleistung der Jungs: 19 Kilometer auf dem „Pfad des Bären“ quer durch den Nationalpark, über Stock und Stein. Während mir auf halber Strecke schon die Beine schmerzten, liefen sie noch im Hüpfschritt vorne weg. Nur Matti wollte auf den letzten drei Kilometern dann doch auf Hannes` Schultern. Wir teilten uns die Hütte mit zwei Pärchen, die leicht zerknirscht guckten, als wir mit den Kindern am späten Abend noch eintrudelten. Fürchteten wohl um ihre Nachtruhe. Wir bezogen die obere Etage der Holzpritsche. Decke unter, Schlafsäcke drauf. Isomatte ist doch was für Weicheier, haben wir nie gebraucht. Soweit die Argumentation beim Packen. Ich wälzte mich stundenlang um meine eigene Achse. Auf der Seite taten die Beckenknochen weh, auf dem Rücken das Kreuzbein, auf dem Bauch die Knie. Als irgenwann die Tür der Hütte aufging und vier weitere Finnen schnatternd hereinrumpelten, meinte ich, es müsse schon in den Morgenstunden sein. Es war aber erst halb zwölf. Die vier brauchten dann noch eine Weile mit essen, Schlafplätze verteilen und beziehen, rascheln in Plastiktüten, Luftmatratzen aufpusten (die waren klüger gewesen) und und und. Irgendwann, ich war gefühlt gerade eingeschlafen, ging dann das Gekicher los. Bennet hatte die zerzauste Frisur eines Wanderers entdeckt – inzwischen war es hell geworden – und sofort die Brüder geweckt und informiert. „Da unten liegt der Strubbelkopf! Hähähä!“ Die Jungs hatten – natürlich – prächtig geschlafen und waren ausgeruht. Alles „Pssst!“ und „Die wollen noch schlafen!“ half nix. Die Nacht war beendet. Mein einziger Trost: Hannes war es genau so ergangen.

Die folgende Wanderung (halbe Strecke) rissen wir dann locker auf einer Arschbacke ab. Die Herbstwaldstimmung inklusive Hängebrücken entschädigte doppelt für die vorangegangene Nacht.

Zur Belohnung haben wir die kleinen Wanderer in Rovaniemi in den nördlichsten McDonalds der Welt ausgeführt.

Finnland ist zumindest in der nördlichen Hälfte von scheinbar unberührten Wäldern nahezu vollständig bedeckt. Rentiere sehen wir hier so viele, daß es schon beinahe nichts Besonderes mehr ist. Wir wären gern noch paddeln gegangen, deuten aber die 6°C Außentemperatur als Zeichen, endgültig den Polarkreis zu verlassen. Zudem erwartet uns in Helsinki ein Care-Paket von der Oma, in dem Hannes` internationaler Führerschein nachgeschickt wird und die Jungs Geburtstagsgeschenke und Süßigkeiten vermuten.

Wir haben übrigens Isomatten gekauft.

Taschen voller Gold im Lemmenjoki & der echte Klaus

Vor rund 70 Jahren haben die Brüder Uula, Niilo und Veikko Ranttilla als eine der ersten kleinere Mengen an Gold im Lemmenjoki gefunden. Laut Prospekt, konnte eine Handvoll Männer davon in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gut davon leben. Insgesamt wurden im Lemmenjoki 600kg Gold gefunden. Nicht viel weiter südlich im Ort Kittilä gibt es immerhin eine Goldmine. Umso größer wurden natürlich die Augen unserer Jungs, dass der kommende Nationalpark nicht nur bewandert wird, sondern auch begoldsucht. Mit unserer verdreckten Kiste (vorher untenrum Abschmierdienst gemacht, dreckige Angelegenheit) ging es nun von Kilpisjärvi gemütlich Richtung Lemmenjoki. Dort haben wir uns bei einem Gold-Digging Trip der Sami Familie Paltto, geführt von deren zwei Söhnen, eingeklinkt. Echtes Mecklenburger Schietwedder hatten wir dann am Tag des Goldfiebers. Umso erstaunlicher, dass unseren Jungs das scheinbar keine Platte machte und das Geplärre ausblieb. Ist echt prima, dass die Jungs schon so einiges mitmachen – nun ja, hat auch fast ein Jahrzehnt gedauert bis wir mal das eine oder andere knackige Ding mit den Jungs durchziehen konnten ohne Stillpause, Fütterpause, Herumtragerei, Windelei oder Mittagsschlaf. Wie auch immer, mit dem Sami Aslak ging es dann per Boot durch zwei sportliche Stromschnellen rund 20km südwestlich den Lemmenjoki zum Claim der Sami Familie Paltto tief im Nationalpark (kein Handyemfang mehr). So ganz haben wir ja nicht daran geglaubt, aber nach Einweisung durch die Sami Brüder haben wir dann wirklich Gold gefunden! In verschwindend geringer Menge zwar, aber immerhin so viel, dass nach rund einer Stunde Goldwaschen rund 10 kleine Goldnuggets (Durchmesser weniger als ein halber Millimeter) und viele kleine Granat Steine in unseren von den Samis gesponserten Reagenzgläschen lagerten.

Wir hätten es uns selber nicht getraut, Bennet hat aber dann doch die Frage gestellt, ob die zwei Jungs richtige Sami sind. „Very good question, yes we are…“ war die Antwort, denn der eine oder andere Finne, Schwede oder Norweger gibt sich für die Touris gerne als Sami aus um sich den ein oder anderen Euro dazu zu verdienen. Schon echt fies, lange als Minderheit unterdrückt, christlich missioniert (Trommeln wurden verbrannt, weil der gute Luzifer doch Trommeln so gerne hat) und am Ende kopiert zum Kohle machen. Zum Abschluß der Goldsuche hat uns der jüngere der Sami Brüder Yoik vorgesungen. Ein witziger Gesang, natürlich in Sami Sprache, über Alltägliches oder persönliche Erfahrungen der Sami, der verdammt gut in die Atmosphäre des Waldes mit seinem dezenten Echo passte.

Den Tag darauf haben wir uns für die Wanderung entlang des Naturpfades entschieden. Ein Pienienwald mit echt krass urtümlicher Atmosphäre, Pinien weiser als Goethe und Schiller, Pfade entlang der Bergkämme die teilweise durch Rentiere ‚angelegt‘ wurden, immer wieder Lemminge entlang des Weges und ein Lagerfeuer am See mit Stockbrot und Würstchen ganz zum Schluß. Da wir wie fast immer erst spät am Nachmittag mit der Schule fertig geworden sind, ja Schule wird knallhart durchgezogen, haben wir dann auf dem Weg vom Lagerfeuer bis zum Auto gegen 22 Uhr gleich noch eine Nachtwanderung gemacht. Matti war dabei nicht ganz so wohl und musste den letzten km bis zum Auto auf die Schultern.

Um bei den Kindern ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, waren wir dann heute Nachmittag gleich noch beim richtigen Weihnachtsmann. Und wirklich, exakt am Polarkreis nördlich von Rovaniemi, dem offiziellen Wohnsitz des (einen) Weihnachtsmannes, konnten wir also dem echten Weihnachtsmann in seinem Haus einen, wohlgemerkt, kostenlosen Besuch abstatten. Alles andere als kostenlos war dann das Foto mit dem Weihnachtsmann – ist bestimmt das Futter für die Rentiere. Sogar die sagenumwobene Uhr, mit der die Erdrotation zu Weihnachten außer Kraft gesetzt wird (damit alle Kinder den einen Weihnachtsmann zu Gesicht bekommen), war in Betrieb!

Welcome to Finland

Tiefschwarze Finsternis umgibt uns, als wir uns östlich von Tromsö der Grenze zu Finnland nähern. Mond und Sterne sind hinter der dichten Wolkendecke, die wir schon am Tage in trauter Zweisamkeit mit dem Sturm bewundern konnten, nicht zu sehen. Das Licht, das bei diesem Wetter gewöhnlich reflektiert wird, fehlt hier, denn was sollte die Quelle sein? Kein Dorf, nicht einmal ein Haus ist zu sehen. Seit vielen Kilometern gibt es nicht einmal eine Abzweigung. Am „A…. der Welt“ zu sein wird hier für uns neu definiert – nicht ahnend, daß sich dies ein paar Tage später noch mit Leichtigkeit steigern lassen würde. Ständig laufen Mäuse quer über die Straße, Eulen fliegen hinterher. Dann ganz plötzlich ein hell erleuchteter Bungalow, zwei offiziell gekleidete Herren und das Hinweisschild Finnland/Suomi. Are you tourists? – Yes. – Welcome to Finnland.

Kurz hinter der Grenze befinden wir uns in den finnischen „Highlands“ mit dem am höchsten gelegenen Ort in diesem Land, Kilpisjärvi, knapp 500 Meter über dem Meerespiegel. Beim Essen nähert sich zur Freude der Jungs ein Fuchs der Feuerwehr und schnüffelt an den Kartoffelschalen, die ich in einen kleinen Busch gekippt habe. Eine Wanderung führt uns dann tatsächlich noch auf über 1000 Meter hoch und wir begegnen sogar einem weißen Rentier. Eins wird hier schlagartig deutlich: der Herbst hat begonnen. Die orange-gelben Birkenwälder sind wunderschön, aber es ist kalt geworden. Wir beschließen, noch einen Nationalpark und die Samenstadt Inari zu besuchen, dann aber endgültig in den Süden zu fahren.

Auf dem Weg in den Lemmenjoki-Nationalpark wird uns dann noch mal klar, wie weit in der Wildnis wir uns befinden. Die Hauptroute aus dem Westen (Nähe schwedische Grenze) in den Nordosten Finnlands ist eine Sandpiste. Hannes muß für etwa 50 Kilometer sogar Allrad zuschalten, da die Straße durch den seit Tagen immer wiederkehrenden Regen schlammig ist und sich mehr nach einer Skipiste anfühlt. (Am nächsten Morgen sieht das Auto aus wie Sau und der Auspuff ist von der Jackelei fast aus der Führung gerutscht.) Die Fahrbahnmarkierung bilden in den Boden gesteckte, mit reflektierendem Klebeband umwickelte Äste, von denen einige wieder Wurzeln geschlagen haben – es wachsen Blätter aus ihren Enden. Eine Rentierherde kreuzt unseren Weg, wenig später ein Hase, dann ein Fuchs. Der verantwortungsvolle Vater unterhält nach Einbruch der Nacht Lasse mit der alten Gruselgeschichte von einem Typen der allein einen einsamen Waldweg entlangfährt, dann anhält, da sich etwas auf der Straße befindet, aussteigt und bei der Entdeckung, daß es sich um eine hinterhältig abgelegte Strohpuppe handelt, panisch zum Wagen zurückrennt, die Tür zuschlägt und davonrast. Am nächsten Morgen findet er im Auto einen Finger – abgequetscht, als er nach ihm ausgestreckt wurde … Die Story verfehlt ihre Wirkung nicht. Lasse und ich gruseln uns schön. Die Kleinen schlafen.

Mädels – eines muß ich noch sagen. Die nordischen Männer sind eine Enttäuschung! Was hatte ich erwartet? Den großen, breitschultrigen Outdoor-Typen mit wildem Haar und Dreitagebart natürlich! (An dieser Stelle erscheint vor meinem inneren Auge ein gewisser Oberarzt mit den Worten „Frauen sind ja so oberflächlich.“) Aber mal ehrlich. Keinen einzigen gutaussehenden Mann hab ich bis jetzt hier gesehen – von den fünf heißen Typen, die sich gerade Plastikstückchen in die Fahrradspeichen klemmen, weil es so schön laut rattert, selbstverständlich abgesehen! Die Schwedinnen übrigens haben alle Erwartungen erfüllt. Ist auch mir aufgefallen und von autorisierter Stelle bestätigt worden. Lobend aber muß der Musikgeschmack der Skandinavier erwähnt werden. Wir hören gerade im Radio ein Special zu den Foo Fighters, ausgewogen durchwirkt von Bands wie Green Day und – natürlich – Nirvana. Diesbezüglich kann ich mich nicht beschweren.

Walsafari

„Guckt mal, die vielen Möwen da hinten. Sitzen die auf irgendwas drauf? Liegt da ein großes Tier oder so?“ Wir frühstücken gerade und Lasse hat etwas entdeckt. Ich will schon abwinken, hab eh meine Kontaktlinsen eh noch nicht eingesetzt und meinen Kaffee erst halb getrunken, aber Hannes holt das Fernglas. Ja, Lasse hat recht. In etwa 300m Entfernung von unserem Übernachtungsplatz liegt am Strand irgendetwas und Möwen und ein paar Krähen scharen sich darum. Jetzt sind wir doch alle neugierig, unterbrechen das Frühstück und ziehen los. Das „Fundstück“ entpuppt sich als die im Verwesungsprozeß schon recht fortgeschrittenen Überreste eines schätzungsweise 5 m langen Meeressäugers. Der Verdacht, es könne sich um einen Wal handeln, drängte sich auf, zumal wir nach unserer mißglückten Walwanderung bei Unstad die Jungs mit einer echten Walsafari überraschen wollten, zu der wir jetzt nach Andenes auf den Vesteraalen (Nachbarinseln der Lofoten) unterwegs waren. Das passte ja wieder. Wir überlegten noch, ob wir jemanden telefonisch von dem Fund berichten sollten, dachten dann aber, es wäre doch zu albern. Wer weiß, wie viele den hier vor uns schon gesehen haben? Die obligatorischen Beweisfotos wurden natürlich geschossen.

Die Walsafari in Andenes war dann ein voller Erfolg. Zunächst gab es eine kleine Führung in den Ausstellungsräumen der Walforschungsstation inklusive Walskelett und Erklärungen zu den neuesten Forschungsergebnissen und –ansätzen. Beispielsweise gibt es Anhalt dafür, daß Walmütter ihren Kälbern Namen geben, eine bestimmte Sequenz von Klicks, mit der sie nach ihnen rufen. Danach folgte die eigentliche Tour, etwa 4stündig auf einem Kutter, nicht mehr als 5 Seemeilen von der Küste entfernt. Die Fotos sehen, wie das immer ist, nach gar nichts aus. Das Erlebnis war jedoch der Hammer. Man kann es gar nicht anders beschreiben… doch, die Jungs beschrieben es mit „Eh krass, Altä!“ (Woher haben sie bloß diese Ausdrucksweise, ts ts?!) Ernsthaft, ich hatte den Erfolg solcher Touren als nicht besonders groß eingeschätzt. Vielleicht ein kleiner Wal, in der Ferne. Aber daß wir drei Pottwale (!ja, das sind die GROSSEN!) in unmittelbarer Nähe zum Boot sehen würden, hätte ich nie gedacht. Wirklich beeindruckend! Die Forscher erklärten, es seien meist bekannte Tiere, jedes mit Namen. Den letzten, der am dichtesten ans Boot kam, hatten sie als Ismael identifiziert. Die Wale würden das Forschungsschiff kennen, seien deshalb so entspannt. In anderen Gebieten sei es schon vorgekommen, dass die Mütter ihre Kälber bei den Schiffen quasi „in Betreuung“ ließen, während sie für einige Zeit in der Tiefe auf Nahrungssuche gingen. Abschließend durften die Jungs den Klickgeräuschen der Wale dann noch live zuhören. Na wie gesagt, die Fotos fangen es nicht ein. Dafür haben wir dann unsere Bilder des gestrandeten Wales gezeigt, um einfach mal zu fragen, um welche Art es sich gehandelt haben könnte. Die waren dann gleich richtig interessiert und bezüglich der Gattung nicht ganz sicher. Die matschigen Fleischreste haben wohl wichtige Erkennungsmerkmale am Skelett verdeckt. Sie haben sich dann gleich die Fotos kopiert, genau den Fundort beschreiben lassen und unsere mail-Adresse aufgeschrieben. Vermutet wird, daß es sich um einen Zwergwal handelt und … ein solches Skelett haben sie noch nicht. In den nächsten Tagen wollen sie ihn besichtigen, wahrscheinlich abdecken und mit Steinen verstecken, damit keiner dran rumfummelt und unter der Plane der Verwesungsprozeß beschleunigt wird. Wenn alles klappt, haben sie ihn in ein paar Wochen blitzblank in der Forschungsstation und schicken uns dann eine Nachricht. Das nenn ich dann mal „Eh krass, Altä!“

Lofoten 3.0

Wir stehen gerade auf einem Parkplatz in Harstad und warten auf Yvonne, die gerade um die Ecke im Waschsalon ist und sicher gerade weiter an Terry Pratchetts „Ein gutes Omen“ ließt während der Trockner surrt. Derweil konnte ich unsere Boxen an den alten Sauerstoffgeräte-Halterungen fest installieren (Panzertape tut es erstmal auch). 1A Rollenverteilung also.

Die vergangenen Tage sind wir noch ein wenig auf den Lofoten herumgedüst – übrigens bis ans Ende der Straße in Aa. Dort haben wir es wieder mit Angeln probiert. Da es an der Angelstelle zu gefährlich war und mit den Kindern schlecht zu erreichen weil glitschig, gemischt mit Nieselregen, Wind und Kälte, ist Yvonne mit den Kindern schon mal zurück zur Feuerwehr. Und siehe da, dank abgelegener Stelle, Blinker rein, Fisch raus, Blinker rein, Fisch raus, Blinker rein … und so weiter. So hatte ich am Ende 12 Makrelen innerhalb erfreulich kurzer Zeit am Start (s. Foto). Der Erfolg ist auch den Möwen nicht entgangen, denn wie Aasgeier haben sie mich während des Angelns belagert. Riesenviecher. Nachdem ich die Fische ausgenommen hatte und ein paar Meter gegangen war, hatten sich die ‚Aasgeier‘ schon über das Gedärm hergemacht. Die hätten wohl auch gerne eine Angel. Auch wenn die Kinder am Ende relativ wenig vom Fischgericht gegessen haben, sich das Essen selbst zu erjagen (am Tag darauf bei ruhigem Fjord durften die Jungs wieder selber ran) und das Tier lebendig, dann tot (mit dem Knüppel erschlagen ist bei den Jungs eher wie mit Wattebäuschen steinigen) und dann auf dem Teller zu sehen, ist ja schon was Neues für die Jungs.

Auf dem Stellplatz in Aa haben wir dann auch ein sympatisches italienisches Pärchen kennengelernt, die beide mit einem Motorrad auf den Lofoten unterwegs sind. Übrigens endlich mal Urlauber in unserem Alter. Sonst ist Norwegen eher das Rentner-Urlaubsparadies. Entgegenkommende Insassen von Wohnmobilen oder Pkw‘s mit Wohnanhänger (Tupperware-Camper) sind eher vom Typus glückliche Besitzer eines oder mehrerer künstlicher Hüftgelenke. Der Italiener hat übrigens für einen Monat in Bergen als Fischverkäufer gearbeitet (4000 Euro cash) und finanziert sich so seinen Urlaub. Keine schlechte Option. Die Einladung in die Toscana haben wir dann selbstverständlich prompt angenommen und uns schon mal für März (oder April) 2012 angemeldet. Lorenzos Angebot, dann gleich mit seinem Bruder und dessen Vorrat an Motorrädern zwischen den Olivenbäumen durch zu heizen kann so schlecht auch nicht sein.

Die Nacht zu heute haben wir dann auf einem Supermarkt Parkplatz in Harstad verbracht, in erster Linie aus dem einfachen Grund weil uns die Milch ausgegangen ist. Heute morgen dann die bittere Erfahrung, dass gerade diese Supermarkt-Kette generell kein elektronisches Geld akzeptiert. Also Banknoten in der Innenstadt besorgen. Zehn Minuten hin gejoggt und während des Abhebens so was wie ein Innenstadt-Fest entdeckt. Nicht, dass wir auf Rummelmäßiges besonders stehen, aber die Helium Ballons wären schon cool für die Jungs. Also hin zum erstbesten und freundlichst um Heliumballons für die Jungs gebeten. Einfach nur aus Interesse habe ich dann noch kurz nach dem Grund für das ‚Fest‘ gefragt: „Wahlkampfveranstaltung!“.“Aha, und von welcher Partei sind dann meine Ballons?“. „The name actually means right“. Oh Mann, habe sofort erwähnt, dass ich jetzt nicht durch die Innenstadt, sondern lieber die Seitenstraßen zurück zu meiner Familie nehme. Als Reaktion dann ein leicht verkrampftes Grinsen. Die Ballons habe ich natürlich mitgenommen und zugesehen, dass ich die rechten, gasbefüllten Luftballons mit frisch rasiertem 3mm Schnitt und schwarzem T-Shirt so schnell wie möglich in das Innere der Feuerwehr befördere. Hier hätte sich ein Storch Heinar Pulli bewährt (Bestell-Webseite hier). Nachdem die Jungs erfolgreich Legomänner und andere Spielsachen in der Feuerwehr haben steigen lassen, sind die rechten Ballons dann zu ihrer Freude von unserem linken Arm aus auf dem Parkplatz in den Himmel gestiegen, selbstverständlich im Sinne der Völkerfreundschaft.

Da Mattis Geburtstag anstand, sind wir über Reine (‚Most scenic place in Norway‘, lonely planet) auf in Richtung Harstad zum bestmöglichen Schwimmbad weit und breit. Rund 500km sind es bis zum nächsten in ähnlicher Größe. Nichts Dolles an sich, nur halt so groß wie bei uns zu Hause um die Enttäuschung so gering wie möglich zu halten und Beschwerden vorzubeugen. Verdammt gutes Wetter am Tag des Schwimmbadbesuches (gestern) und somit schön leer, verdammt hohe Preise drinnen (10 Euro für Mini-Kinder-Menü) – dafür eine Rutsche auf der die Jungs mindestens 50 Mal runtergeknallt sind. Na ja, eigentlich sind wir die fünf Stunden gefühlt nur gerutscht. Schöner Spaß. Somit ließ der erste Muskelkater auf der Reise dank verschiedener High-Speed Techniken auf der Rutsche mit den Jungs heute morgen nicht auf sich warten.

Vielen Dank ..

für die erfreulich vielen lieben Kommentare! Wir sind bald für länger in Unstad (Lofoten) und werden dann auch mal antworten. 🙂

Aktuell stehen wir gerade neben einem Supermarkt auf den Lofoten und schmarotzen (wie immer) an irgendeinem privaten wlan netz zum blogeinträge + fotos hochladen mit anschließender Weiterfahrt (wird spät heute). Vorhin haben wir 2l Eis verdrückt … das Gehirn-Zucker-Niveau der zwei Schüler und ihrer Lehrer hatte nach den zwei Unterrichtstagen gestern und heute einen Tiefstand erreicht.

Gruß von den sechs Rennaus aus dem Rennau(to)

Die Kiruna-Eisenerzmine

Es diktieren Lasse und Bennet:

Wir sind mit dem Bus in die Mine gefahren. Da fahren mehr Autos als auf den normalen Straßen in Kiruna. 650 Leute arbeiten da unten und 2000 an der Oberfläche. Wir waren 540 Meter tief in der Mine. Die ganze Zeit über mussten wir Helme tragen. In der Mine wird schon 100 Jahre nach Eisenerz gebohrt, und sie vermuten, dass sie noch 100 Jahre weiter bohren können.

 

Das Eisenerz transportiert ein Zug nach Narvik. Der Zug ist 750 Meter lang. 1 Tonne Eisenerz kostet 110 Euro. Da war ein Bagger, der konnte in seiner Schaufel 25 Tonnen tragen. Die Räder vom Bagger waren doppelt so groß wie wir (s. Foto) und werden mit 80% Wasser und 20% Luft befüllt, weil bei Feuer das Wasser aus den Reifen läuft und das Feuer löscht und damit die Reifen nicht explodieren können.

Sie graben so tief unter der Erde, dass die Stadt einbricht. Sie reißen darum ihre Häuser ab und bauen sie woanders wieder auf. Am Schluß durften wir uns Eisenerz mitnehmen.

Unsere Brüder durften nicht mitkommen, weil sie beide jünger als sechs sind.

Paddeln im Kvikkjokk Delta

Vor 15 Jahren war ich schon mal hier im Sarek mit drei Kumpels, 240 km in 12 Tagen, Schneefeldeinbrüche, Regen, Kälte, Schnee, Moskitos, verschimmeltes Brot, tote Beine nach Flußdurchquerungen und keine Menschenseele im zentralen Sarek – und trotzdem würde ich gerne wieder los. Mit den Jungs doch leider zu heftig, somit: Paddeltour am Rand des Sareks inklusive Zelten. Zu Beginn der Tour kommt uns ein kleines Motorboot entgegen, die Taxis auf den Wasserwegen hier. Nachdem wir gerade auf Grund gelaufen waren (krasse Sedimentdrift durch naheliegenden Wasserfall, ganz plötzlich nur 10cm tief, durch den starken Regen durchaus wohl noch etwas verschärfter), bietet uns der Wassertaximann eine detaillierte laminierte Karte für das Kvickjock Delta an. Wo wir gerade dabei sind, frage ich ihn, ob er sich an vier Typen erinnern kann, die sich vor 15 Jahren in einem Wassertaxi-Wartezelt (Tipi) am Fluß ein gutes Stück nordwärts von Kvikkjokk mit ihrem eigenen Zelt breitgemacht haben. Er konnte sich noch gut an uns erinnern, denn mit einem leicht öligen Gesicht konnte er sich plötzlich wohl ebenfalls noch an seinen Spruch erinnern: „Germans always want to occupy“. Am Ende der Reise wurde das Kartengeschenk jedoch noch mit einem (echten) Kinderschokobon belohnt. Ihn hat’s gefreut.
Zum Paddelstart der Tour gleich wieder Regen, den wir schön unter einem Baum rund 200 m vom Startplatz entfernt abwarten mussten. Danach ging es durch die Kanäle auf Biber-Suche (Empfehlung vom Wassertaximann) – jedoch ohne Erfolg. Unser Schlafplatz war schnell gefunden (halb zehn abends), Zelt aufgebaut, Feuer an und Stockbrot, Würstchen sowie Marshmallows wie üblich am Start. Die Nacht im Zelt für die zwei Erwachsenen eher Qual (kalt, uneben), für die Kinder am Tag danach jedoch die „krasseste Nacht überhaupt“. Erwähnenswert auch Matti, der morgens gegen neun nur im Schlüpper durchs Zelt pirschte und mit den Brüdern tobte während bei uns mittelstark Geräderten und Frierenden ans Augenöffnen noch nicht zu denken war. Den Rest des Tages verbrachten wir mit abhängen, baden und Mittag essen (Konserve Kartoffelsuppe) an einer kleinen Halbinsel und dem erfolglosen Paddeln gegen die Strömung im Kanal ein paar km westlich von Kvikkjokk. Die starke Strömung durch die Regenfälle machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und wir mussten den Hinweg nun auch wieder zurück fahren. Da die Strömung Richtung Kvikkjokk ging, paddelten Lasse und Hendrik selbständig fast komplett zurück während Yvonne und ich den Luxus eines Nickerchens genossen. Das Angeln übrigens weiterhin zeitintensiv und ohne Erfolg, wir hoffen in Norwegen auf mehr Fisch.

Rentiere in freier Wildbahn

 

Auf unserer Wanderung im Muddus-Nationalpark erwiesen sich die Jungs als zäher als gedacht. Die insgesamt siebenstündige Tour (14 km durch den Wald) absolvierte sogar Matti mit nur einstündiger Pause auf Hannes` Schultern. Meinetwegen hätte es ehrlich gesagt auch nicht länger sein müssen, zumal es beinahe ausschließlich durch den Wald ging. Ziel der Wanderung war der Muddus-Wasserfall – ja, ganz nett. Den eigentlichen Höhepunkt bildete allerdings ein von Bennet entdecktes Rentier, dem Hannes noch mit der Kamera hinterherjagte. Das Rentier blieb natürlich nicht geduldig stehen, dementsprechend … siehe Foto.

Auf der Fahrt nach Kvikkjokk schlenderte dann prompt wieder eines die Straße entlang – selbstverständlich ebenfalls fotodokumentarisch erfaßt.

In Kvikkjokk endet die Staße. Wirklich. Danach nur noch Wildnis. So hatte ich mir das vorgestellt. Ich hoffe, die Jungs finden`s auch so toll. Wir planen eine eintägige Bergwanderung und eine zweitägige Kanutour. Das zu befahrende Gewässer haben wir extra für die besorgten Omas schon mal im Voraus fotografiert (siehe unten).

Y.

Hallo Kumpels …

hier sind Lasse und Bennet. Danke für Eure Nachrichten. Wir sind am Polarkreis. Hier ist es im Juli nie richtig dunkel. Morgen wandern wir zu einem Wasserfall und gehen dort auch angeln. Wir sind gerade im Café gasskass in Jokkmokk und haben Karottenkuchen gegessen. Gestern waren wir an einem See und da haben wir eine Regatta mit Segel-Booten gemacht. Bennet hat gewonnen.

Heute waren wir auch noch im Museum und haben gelernt, dass die Kacke bei unserem Stellplatz letzte Nacht von Elchen und Rentieren stammt. Sieht aus wie Kinder Schokobons.

Verbrauch++

 

Interessant ist sicher auch unser Verbrauch an Wasser, Diesel, Gas und Nahrungsmitteln.

Wasser: Wir haben 260 Liter Wasser dabei (Duschen, Toilette, Durst löschen, kochen, abwaschen), nach 10 Tagen mussten wir das erste Mal nachtanken. Erstaunlich, so wenig hatten wir bei sechs Leuten nicht erwartet – schon echt prima ein(en) Laster mit solider Zuladung zu haben.

Diesel: Hier wird es unschöner. Dank hoher Beladung (musste die Reifen fast auf Maximaldruck aufpumpen 110 PSI damit es nicht wie Platten aussieht) haben wir aktuell wohl 21-22 Liter Verbrauch, hätten wir unseren gesamten vorhandenen Diesel (420Liter) komplett verbraucht, wären wir somit von Rostock bis ziemlich genau dem höchsten Punkt der Ostsee gekommen – schon echt prima ein(en) Laster mit solider Zuladung zu haben.

Gas: Unser 100l Gastank hat nach zwei Wochen kochen scheinbar nichts an Gas verloren, zumindest steht die Nadel weiterhin auf dem maximalen Füllstand. Unter Benutzung der Truma 3,2 kW Flüssiggasheizung (die ich in einer absolut chaotischen Hauruck-Aktion in der letzten Woche vor der Reise noch schnell eingebaut habe) wird es nördlich des Polarkreises sicher schneller gehen – auf jeden Fall werden wir auf der Reise wohl nur 1x Gas nachtanken müssen – schon echt prima ein(en) Laster mit solider Zuladung zu haben.

Motoröl: Scheinbar irgendwas zwischen zwei und vier Litern auf 1000 km. Nach MB Angaben sind bis zu 2% des Dieselverbauches bei alten Motoren in Ordnung – also soweit alles im grünen Bereich.

Nahrungsmittel: Momentan fahren wir ungefähr alle vier Tage einen Supermarkt an, besonders wegen Milch und frischem Gemüse+Obst, recht oft und somit etwas nervig. Theoretisch sind wir ein bis zwei Wochen unabhängig, da wir ‚tonnenweise‘ Konserven, Reis und Nudeln an Bord haben – schon echt prima ein(en) Laster mit solider Zuladung zu haben.

Kohle: Wir werden wohl ein Monatspensum von knapp über 2000EUR erreichen.

Ein Problem mit unserem Laster hat sich jedoch schon abgezeichnet. Wir brauchen eine Dachluke im Koffer. Beim Kochen bekommen wir die Wärme nicht vernünftig wieder raus, das hat echt Saunacharme..

H.

Mikrokosmos Feuerwehrauto

 

Gestern haben wir Höga Kusten mit dem Auto passiert. Eigentlich wollten wir dort wandern, sind nach einer Touri-Recherche bei kostenlosem McDonalds Internet aber doch nur dran vorbeigefahren. Die Sicht auf die Küste (Weltkulturerbe) war erstaunlich, sicher lästern die hier ansässigen Schwäne, Möven, etc. über jene Vögel, ortsansässig am Schwanenteich Rostock. Das Bewußtsein dafür sollte meiner Meinung nach vorhanden sein. Wie auch immer, die Natur, die schönen Offroad-Stellplätze, die Ruhe hier läßt uns bisher soweit nicht an unserer Entscheidung für Schweden zweifeln.

Nur vorbeizufahren heißt leider auch verstärkt Zeit nur in der Feuerwehr zu verbringen. ~12m² die aufgrund geringer Mückenanzahl am Abend bei den Kindern an erster Stelle stehen. Wir lassen uns jedoch nicht stressen, schlafen aus, essen lange Frühstück, spielen entspannt mit den Kindern und halten wahllos zum Essen und Baden an irgendwelchen Seen. Meist zünden wir den Motor für die Weiterfahrt erst nach zwölf Uhr mittags.

Unser Plan ist morgen endlich Jokkmokk zu erreichen und ein bis zwei Wochen an einem See zu stehen, mit unserem Boot zu paddeln, Fahrrad zu fahren (auf dem Programm selbstverständlich Trial Training mit den Jungs), jonglieren, Baden, lesen, angeln (gestern Angel + Köder gekauft) und nicht zuletzt die Kinder mit weit mehr als dämmerungshellen Nächten zu überraschen. Hier wird es schon nicht mehr richtig dunkel. Lasse selbst hat die ‚Dunkelheit‘ ein Uhr nachts schon mit ‚krass‘ quittiert. Gerade gestern konnte Lasse bis um 24 Uhr während der Fahrt an seinem Fenster ohne Lampe lesen.

Der Anfang zum Polarkreis wird gleich doppelt markiert, beim Rundgang entdeckt gibt es Probleme mit dem Öl der Vorderachse sowie Austritt von Öl am Rad hinten links (Wellendichtring?). Dank Imbus von Tom (www.wirziehenab.de) konnte ich schon mal schrauben, Ölstände soweit in Ordnung, also weiter beobachten. Kauf von Bremsflüssigkeit und Achsöl vorsorglich geplant. Ärgerlich nur, dass es hier nur PKW Werkstätten gibt. In jedemFall werden wir uns nahe Jokkmokk an einen See stellen und ein paar Tage nur rumstehen. Soweit, die Rennaus…

Stockholm

 

Unsere drei Tage Stockholm waren schon ziemlich cool. Ausgestattet mit dem detailärmsten Reiseführer überhaupt, lonely planet Scandinavian Europe, kamen wir planlos kurz vor Einbruch der Nacht an und parkten irgendwo an einer Hauptstraße. Die Einfahrt in die Stadt war allerdings schon beeindruckend gewesen, da Stockholm auf lauter Inseln errichtet und mit zahlreichen Brücken verbunden ist. Das Ganze machte beleuchtet vor dem Nachthimmel natürlich Eindruck. Henni dazu: „Das ist ja hier viel krasser als Rostock.“ War also keine schlechte Idee, mal los zu fahren.

Am nächsten Morgen stellten wir fest, das wir zehn Fahrrad-Minuten entfernt von Zentrum und Altstadt standen – perfekt! Dort waren wir, wie zu erwarten war, mit Tausenden anderer Touristen unterwegs und vor allem für asiatische Reisegruppen ebenfalls ein Sightseeing-Objekt.

Am nächsten Tag folgte der für Familien wahrscheinlich obligate Skansen-Besuch – ganz Schweden in einem Park zusammengefasst. War schön – klar, vor allem für die Kinder. Auf dem Rückweg liefen wir dann zufällig an einem Festival mitten im Stadtpark mit live-Band und massenhaft Leuten vorbei. Leider fanden die Jungs das nicht halb so toll wie wir. „Wann gehen wir zurück?“ „Meine Ohren tun von der lauten Musik weh.“ Hannes besiegelte das Ganze dann mit einem wehmütigen „Hier würden wir jetzt abhängen, wenn wir keine Kinder hätten.“ Ein lachendes und ein weinendes Auge meinerseits – und dann ab zur Feuerwehr.

An diesem Abend lernten wir auf `nem ziemlich abgewrackten Campingplatz zwei Litauer kennen, die darauf bestanden, unsere zwölf 20 Liter-Wasserkanister zu befüllen und zum Laster zu schleppen (today is holiday for us, don`t have anything to do). Einer der beiden demonstrierte Hannes später noch in volltrunkenem Zustand (zwei 2Uhr nachts, fünf halbe Liter Bier intus) seine Sprungkünste vom 6 Meter-Turm des ein paar hundert Meter entfernten Badesees, wobei er schon Schwierigkeiten hatte, nicht von der hinaufführenden Leiter zu stürzen. Die zwei leben abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen seit sechs Jahren auf diesem Platz in ihrem Wohnwagen und ernähren als Gastarbeiter ihre Familien in Litauen. Einer (der Turmspringer) hat selbst zwei kleine Kinder zuhause. Kommentar zu Hannes: „four kids – you are a lucky man“. Sie schenkten uns zwei Dosen Bier, wir ihnen 200 g Marabou Vollmilchschokolade mit ganzen Haselnüssen(!).

Da Stockholm so viele hervorragende Museen zu bieten hat, haben wir auch das nicht ausgelassen und einen Tag im Naturhistorischen Museum verbracht.

Nun sind wir auf dem Weg weiter in den Norden.

Y.

Nochmal Öland

 

Den letzen Tag auf Öland widmeten wir in Gänze der Kinderbespaßung. Die hatten sich nach zwei total öko-alternativen Tagen spielen mit Steinen, Holz und Wasser den Eintritt ins Laadbilslandet (das Lastwagenland) – 250 Kronen = 25 Euro pro Kind *hust* – echt verdient. Für Erwachsene eher ein Geduldsspiel. Schlange stehen, Schlange stehen, Schlange stehen. Aber die Jungs hatten Spaß. Den Tagesabschluss bildete ein Traktorrennen, welches leider nicht ganz so spannend war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Anstelle von spritzendem Matsch, Typen in Gummistiefeln und Latzhose und Nummerngirls in Bikini war es dann doch ein gesittetes Familienevent, welches wir nach dem Viertelfinale verließen. Allerdings entdeckten die Jungs „kokt korv med bröd“, also Würstchen im Brötchen – ja genau die, die es bei IKEA für einen Euro gibt, hier zwei Euro und ohne Röstzwiebeln und saure Gurken. Hab ich der netten Dame, die sich so über mein holpriges Schwedisch freute, natürlich nicht gesagt.

Paddeln, Baden, Fossilien und Abspannen

 

Auf unserer Reise in den Norden säumten mehrere idyllische Seen links und rechts die Autobahn, so dass wir willkürlich eine der Abfahrten herunterfuhren um die Möglichkeit des Paddelns auszuloten. Immernoch ohne Schweden-Karte (aktuell nur Lonely Planet A5 komplette Schweden Karte…) machten wir uns wie jeden Abend wieder auf die Suche nach einem Schlafplatz und wurden 300m vom See entfernt fündig. Generell funktioniert die Schlafplatzsuche hier in Südschweden deutlich besser als erwartet mit durchaus beachtenswerten Erfolgen – und das gerade auch weil durch das ‚Jedermannsrecht‘ ohne weiteres überall wild gecampt werden darf (eigentlich aber nur mit dem Zelt, hoffen mal einfach Feuerwehr im Einsatz ist erlaubt). Den folgenden Tag konnten wir das Bergans-Ally Paddelboot zum Pilottest aufbauen (voher jedoch drei größere Löcher flicken) und die Kinder mit dem Anpaddeln von winzigen Inseln inklusive Mittag in einer einsamen Felsenbucht belohnen.

Die kommenden Tage, immernoch ohne vernünftige Schwedenkarte, haben wir uns für den Besuch der Insel Öland entschieden. Auf dem Weg dorthin konnten wir unsere Ökobilanz von 3.3l Diesel pro Person und 100 km auf 2.9l pro Person und 100 km durch die Mitnahme von Tramper Victor signifikant verbessern. Erstaunlich ist ebenfalls die Wirkung von Tramper Victor auf die Kinder. Besser als jede Ritalin-Pille respektvolle und vor allem ungewohnte Ruhe von hinten.

Von Kalmar ging es gegen 11 Uhr abends, nun ohne Tramper Victor, mit 75% schlafenden Kindern Richtung Öland über eine eindrucksvolle Brücke, die selbst den lebenserfahrenen Lasse zum Staunen ermunterte. Gegen halb zwölf hatten wir auch schon einen Schlafplatz am Rand einer großen Wiese gefunden auf dem wir gleich den kompletten folgenden Tag zum Wäschewaschen, Aufräumen und der Vollendung finaler Ausbaudetails der Feuerwehr nutzten (Lampe auf Lasses Bett inklusive genialem eigenen Schalter verkabeln sowie die originalen 37 Jahre alten Lampen des Feuerwehr-Koffers im ‚Bad‘ verbauen, Einlegeböden in Küchenschränken sowie Holz-Ablageboxen auf dem Armaturenbrett konstruieren). Frisch gestärkt durch die gesteigerte Produktivität bei Haushaltsarbeit und Handwerk ging es den folgenden Tag in den Norden der Insel zum kleinen Örtchen Gilberga. Dort sollen sich am Strand tonnenweise Fossilien türmen – ein Tipp von Yvonnes Arbeitskollegin Anja und für die Kinder hoffentlich eine kleine beeindruckende Zeitreise. Völlig entgegen unsrer Erwartungen verwandelte sich der Weg zum Strand mehr und mehr in eine Buckel-Piste, mit an Seiten und Dach schleifenden Ästen und alles andere als eine Touristenecke. Zum zweiten Mal bewährte sich unser Offroader und das ‚Piste-Heizen‘ machte verdammt viel Spaß. Am Strand werden wir zum zweiten Mal positiv überrascht: ein fast völlig einsamer Strand, wenn auch sehr steinig und felsig, ein Auto dass uns erspäht und gleich das Weite sucht, dann am Horizont verschwindet und eine Atmosphäre wie in Spanien, aber eher nicht wie in Schweden. Am Strand finden die Kinder innerhalb kurzer Zeit mehrere Fossilien, vertrocknete kleine Fische und genug angeschwemmtes Holz für ein solides Lagerfeuer.

Übrigens, zwei Dinge die sich sehr bewährt haben sind erstens unser Mini-Bad mit Toilette und Dusche sowie zweitens das Longboard und die Skateboards welche sich besonders für Städtebesuche schon in der ersten Woche als sehr praktisch erwiesen haben.

Der relativ begrenzte Raum innerhalb der Feuerwehr hat uns durch die Kletterei jedoch schon die eine oder andere Beule an Kopf, Hüfte oder Schienbein eingebracht – um den verhölzernden Bewegungsabläufen entgegenzuwirken, die sich auf dem Weg in die 30iger nun unweigerlich langsam einschleichen, sicher preventiv für zumindest dieses eine Jahr äußerst wirkungsvoll.

Vielen Dank für die Geschenke von den besten Freunden unserer zwei Großen – alles in reger Verwendung.

Heute Frühstück bis um zwölf, die Utensilien stehen noch bereit und es ist zwei Uhr nachmittags. Yvonne ließt Lasse den letzten Teil von Harry Potter vor, die Kinder wechseln zwischen Fahrrad fahren, Höhle bauen, Strand durchforsten, in der Feuerwehr lesen oder Steinhaufen bauen. Den ganzen Tag bleiben wir hier am Strand, morgen gehe ich GoKart fahren mit Lasse, gefolgt vom Besuch des Traktorrennens hier auf der Insel. Die Kinder sind jedenfalls schon heiß. Nun, eigentlich, es kann so weiter gehen.

H.