Allah sei Dank fahren wir nach Einbruch der Nacht nach Marrakech hinein. Die Automassen sind erträglich, wir überfahren aus Versehen cirka 20 Lasterverbotsschilder und der Parkplatz in direkter Nähe zur Medina und der berühmten Kutubiya-Moschee ist … na sagen wir mal noch befahrbar. Wir quetschen uns rückwärts an die Mauer zwischen einen PKW und einen einheimischen Laster. Die Berliner finden etwas weiter vorn noch ein Plätzchen. Erstmal pennen, morgen Erkundung der Umgebung und Riad-Suche.
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Walsafari
„Guckt mal, die vielen Möwen da hinten. Sitzen die auf irgendwas drauf? Liegt da ein großes Tier oder so?“ Wir frühstücken gerade und Lasse hat etwas entdeckt. Ich will schon abwinken, hab eh meine Kontaktlinsen eh noch nicht eingesetzt und meinen Kaffee erst halb getrunken, aber Hannes holt das Fernglas. Ja, Lasse hat recht. In etwa 300m Entfernung von unserem Übernachtungsplatz liegt am Strand irgendetwas und Möwen und ein paar Krähen scharen sich darum. Jetzt sind wir doch alle neugierig, unterbrechen das Frühstück und ziehen los. Das „Fundstück“ entpuppt sich als die im Verwesungsprozeß schon recht fortgeschrittenen Überreste eines schätzungsweise 5 m langen Meeressäugers. Der Verdacht, es könne sich um einen Wal handeln, drängte sich auf, zumal wir nach unserer mißglückten Walwanderung bei Unstad die Jungs mit einer echten Walsafari überraschen wollten, zu der wir jetzt nach Andenes auf den Vesteraalen (Nachbarinseln der Lofoten) unterwegs waren. Das passte ja wieder. Wir überlegten noch, ob wir jemanden telefonisch von dem Fund berichten sollten, dachten dann aber, es wäre doch zu albern. Wer weiß, wie viele den hier vor uns schon gesehen haben? Die obligatorischen Beweisfotos wurden natürlich geschossen.
Die Walsafari in Andenes war dann ein voller Erfolg. Zunächst gab es eine kleine Führung in den Ausstellungsräumen der Walforschungsstation inklusive Walskelett und Erklärungen zu den neuesten Forschungsergebnissen und –ansätzen. Beispielsweise gibt es Anhalt dafür, daß Walmütter ihren Kälbern Namen geben, eine bestimmte Sequenz von Klicks, mit der sie nach ihnen rufen. Danach folgte die eigentliche Tour, etwa 4stündig auf einem Kutter, nicht mehr als 5 Seemeilen von der Küste entfernt. Die Fotos sehen, wie das immer ist, nach gar nichts aus. Das Erlebnis war jedoch der Hammer. Man kann es gar nicht anders beschreiben… doch, die Jungs beschrieben es mit „Eh krass, Altä!“ (Woher haben sie bloß diese Ausdrucksweise, ts ts?!) Ernsthaft, ich hatte den Erfolg solcher Touren als nicht besonders groß eingeschätzt. Vielleicht ein kleiner Wal, in der Ferne. Aber daß wir drei Pottwale (!ja, das sind die GROSSEN!) in unmittelbarer Nähe zum Boot sehen würden, hätte ich nie gedacht. Wirklich beeindruckend! Die Forscher erklärten, es seien meist bekannte Tiere, jedes mit Namen. Den letzten, der am dichtesten ans Boot kam, hatten sie als Ismael identifiziert. Die Wale würden das Forschungsschiff kennen, seien deshalb so entspannt. In anderen Gebieten sei es schon vorgekommen, dass die Mütter ihre Kälber bei den Schiffen quasi „in Betreuung“ ließen, während sie für einige Zeit in der Tiefe auf Nahrungssuche gingen. Abschließend durften die Jungs den Klickgeräuschen der Wale dann noch live zuhören. Na wie gesagt, die Fotos fangen es nicht ein. Dafür haben wir dann unsere Bilder des gestrandeten Wales gezeigt, um einfach mal zu fragen, um welche Art es sich gehandelt haben könnte. Die waren dann gleich richtig interessiert und bezüglich der Gattung nicht ganz sicher. Die matschigen Fleischreste haben wohl wichtige Erkennungsmerkmale am Skelett verdeckt. Sie haben sich dann gleich die Fotos kopiert, genau den Fundort beschreiben lassen und unsere mail-Adresse aufgeschrieben. Vermutet wird, daß es sich um einen Zwergwal handelt und … ein solches Skelett haben sie noch nicht. In den nächsten Tagen wollen sie ihn besichtigen, wahrscheinlich abdecken und mit Steinen verstecken, damit keiner dran rumfummelt und unter der Plane der Verwesungsprozeß beschleunigt wird. Wenn alles klappt, haben sie ihn in ein paar Wochen blitzblank in der Forschungsstation und schicken uns dann eine Nachricht. Das nenn ich dann mal „Eh krass, Altä!“
Hallo Kumpels …
hier sind Lasse und Bennet. Danke für Eure Nachrichten. Wir sind am Polarkreis. Hier ist es im Juli nie richtig dunkel. Morgen wandern wir zu einem Wasserfall und gehen dort auch angeln. Wir sind gerade im Café gasskass in Jokkmokk und haben Karottenkuchen gegessen. Gestern waren wir an einem See und da haben wir eine Regatta mit Segel-Booten gemacht. Bennet hat gewonnen.
Heute waren wir auch noch im Museum und haben gelernt, dass die Kacke bei unserem Stellplatz letzte Nacht von Elchen und Rentieren stammt. Sieht aus wie Kinder Schokobons.
Stockholm
Unsere drei Tage Stockholm waren schon ziemlich cool. Ausgestattet mit dem detailärmsten Reiseführer überhaupt, lonely planet Scandinavian Europe, kamen wir planlos kurz vor Einbruch der Nacht an und parkten irgendwo an einer Hauptstraße. Die Einfahrt in die Stadt war allerdings schon beeindruckend gewesen, da Stockholm auf lauter Inseln errichtet und mit zahlreichen Brücken verbunden ist. Das Ganze machte beleuchtet vor dem Nachthimmel natürlich Eindruck. Henni dazu: „Das ist ja hier viel krasser als Rostock.“ War also keine schlechte Idee, mal los zu fahren.
Am nächsten Morgen stellten wir fest, das wir zehn Fahrrad-Minuten entfernt von Zentrum und Altstadt standen – perfekt! Dort waren wir, wie zu erwarten war, mit Tausenden anderer Touristen unterwegs und vor allem für asiatische Reisegruppen ebenfalls ein Sightseeing-Objekt.
Am nächsten Tag folgte der für Familien wahrscheinlich obligate Skansen-Besuch – ganz Schweden in einem Park zusammengefasst. War schön – klar, vor allem für die Kinder. Auf dem Rückweg liefen wir dann zufällig an einem Festival mitten im Stadtpark mit live-Band und massenhaft Leuten vorbei. Leider fanden die Jungs das nicht halb so toll wie wir. „Wann gehen wir zurück?“ „Meine Ohren tun von der lauten Musik weh.“ Hannes besiegelte das Ganze dann mit einem wehmütigen „Hier würden wir jetzt abhängen, wenn wir keine Kinder hätten.“ Ein lachendes und ein weinendes Auge meinerseits – und dann ab zur Feuerwehr.
An diesem Abend lernten wir auf `nem ziemlich abgewrackten Campingplatz zwei Litauer kennen, die darauf bestanden, unsere zwölf 20 Liter-Wasserkanister zu befüllen und zum Laster zu schleppen (today is holiday for us, don`t have anything to do). Einer der beiden demonstrierte Hannes später noch in volltrunkenem Zustand (zwei 2Uhr nachts, fünf halbe Liter Bier intus) seine Sprungkünste vom 6 Meter-Turm des ein paar hundert Meter entfernten Badesees, wobei er schon Schwierigkeiten hatte, nicht von der hinaufführenden Leiter zu stürzen. Die zwei leben abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen seit sechs Jahren auf diesem Platz in ihrem Wohnwagen und ernähren als Gastarbeiter ihre Familien in Litauen. Einer (der Turmspringer) hat selbst zwei kleine Kinder zuhause. Kommentar zu Hannes: „four kids – you are a lucky man“. Sie schenkten uns zwei Dosen Bier, wir ihnen 200 g Marabou Vollmilchschokolade mit ganzen Haselnüssen(!).
Da Stockholm so viele hervorragende Museen zu bieten hat, haben wir auch das nicht ausgelassen und einen Tag im Naturhistorischen Museum verbracht.
Nun sind wir auf dem Weg weiter in den Norden.
Y.