Speicherburg und Dattelpalmenoase



In Agadir machen wir einen kurzen Zwischenstop um einzukaufen. Die Stadt hat so gar nichts Marokkanisches, gleicht eher europäischen Badeorten. In einem Vorort namens Ait Mellul lassen wir die schon lange fällige Auspufferneuerung durchführen. Rost und die hiesigen Straßen haben ihm mächtig zugesetzt. Die arbeiten hier echt sofort und unkompliziert – über die Mängel im Arbeitsschutz sehen wir mal hinweg. Paula und Hauke besorgen sich Ersatzteile für ihre Gasanlage und suchen dann südlich von Agadir einen Schlafplatz, während wir weiter südöstlich irgendwo landen. Wir genießen es ein bißchen, mal wieder allein unterwegs zu sein, wollen uns in ein paar Wochen wieder mit ihnen treffen.



Die Landschaft wird wieder etwas karger. In den Ausläufern des Antiatlas wächst nicht viel außer Arganienbäumen. Ziegen klettern bis in die Kronen, um an ihre Früchte zu kommen. Die Luft ist staubig, da der Wind Sand aus der Sahara herüberweht. Wir besuchen den Agadir Tizourgane, eine Speicherburg aus dem 13. Jahrhundert, die seit einigen Jahren schrittweise restauriert wird und auch über ein kleines Gasthaus verfügt. Es ist der einzige Ort in Marokko, an dem die Stromkabel unterirdisch verlegt wurden, um das historische Flair nicht zu stören. Bei einer Wanderung entdecken wir ein Chamäleon, das vor unseren Augen die Farbe wechselt. Beim Abendessen treffen wir Janina und Jan aus Potsdam. Sie haben drei Kinder, die zuhause bei Oma warten, während sie eine Woche allein in Marokko genießen. Leider können wir uns nicht richtig von ihnen verabschieden, da unsere kleine Rundfahrt zu einer Palmenoase unerwartet so lange dauert, daß wir es nicht mehr zurück zum Agadir schaffen.


Auf dieser etwas abenteuerlichen Strecke landen wir dann für ein paar Tage in der Dattelpalmenoase Targa-N-Touchka. Die Reaktionen auf uns sind leicht zu deuten: Touristen sieht man hier nicht so oft durch den Ort schlendern. Während ich mit Lasse und Bennet den Deutsch- und Musikunterricht durchackere, verursacht Hannes etwas weiter oben an der Quelle einen kleinen Menschenauflauf. Ein Mann, der Wäsche wäscht, noch dazu in Begleitung zweier kleiner Kinder, ist hier scheinbar noch nie vorgekommen. Vor allem die Frauen beäugen ihn und kichern unaufhörlich. Wenn Hannes sich zu ihnen umdreht, verstecken sie schnell das Gesicht hinter ihren Schleiern.

Abends folgt dann wieder ein Beispiel für die marokkanische Gastfreundschaft. Wir nächtigen auf einem Hügel direkt neben einem Zeltlager fränzösischer Wanderer mit einheimischem Führer. Ich schiebe gerade einen Auflauf in den Ofen, als es an der Tür klopft. Der Marokkaner bringt uns sechs Tassen heiße Suppe. Für euch. War übrig. Wir sind etwas perplex, nehmen aber dankend an. Kleine Vorspeise kann ja nicht schaden. Die Jungs sind natürlich begeistert. Zuhause wurde gemekelt, was das Zeug hält. Hier essen sie alles. Nach zehn Minuten klopft es. Ups, der will bestimmt die Tassen holen, wollt` ich doch vorher noch abwaschen. Da steht er mit einem riesen Teller Couscous mit geschmortem Gemüse. War auch übrig. Er hat eben zu viel gekocht. Die Jungs stürzen sich gleich drauf. Der Auflauf wandert in den Kühlschrank, für morgen. Der Knaller: Am nächsten Tag campiert zufällig noch eine andere Gruppe neben uns. Wir scherzen noch rum, gleich kommt bestimmt einer und bringt was, während ich das Essen aufwärme. Da klopft es … Könnt ihr euch ja denken. Wir verweisen noch auf unseren laufenden Ofen, aber der Marokkaner guckt schon fast flehend. Für die Kinder wenigstens – wie soll man da nein sagen?

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