Wüste Teil 1

Hinter Tissint verlassen wir wieder die asphaltierte Straße. So weit im Süden sind die Araber in der Minderheit (10%), den Hauptanteil an der Bevölkerung machen Berber und Haratin (die Nachkommen schwarzer Sklaven) aus. Von der Rückbank schallt es: „Guckt mal, ganz viele richtige Afrikaner!“




Von Elli und Ulli hat Rainer fürs Navi Routen durch die Wüste bekommen. Für uns werden es die ersten Fahrten auf Sand. Mal sehen, ob unser Siebentonner mit Straßenbereifung in den Spuren des Pinzgauer (gut zwei Tonnen weniger Gewicht und drei Achsen) fahren kann. Wir halten uns an Rainer, der Wüstenerfahrung hat.
Noch bevor wir uns das erste Mal festfahren können, setzt erstmal Platzregen gefolgt von Hagel ein. Wir fahren seit Wochen ohne ein Tröpfchen herum und bei Betreten der Wüste gießt es! Na gut, Dachluke dicht, Durchgang nicht. Da müssen wir wohl noch mal was dran machen.

Wider Erwarten kommen wir auch auf Sand ganz gut voran – mit halbem Luftdruck in den Reifen, zugeschaltetem Allrad und Vollgas. Der Lac Iriqi ist unser erstes Etappenziel, ein riesiger Salzsee, der sich nicht weit von der algerischen Grenze erstreckt. Wie nah man Algerien dabei kommt, ist eigentlich nicht genau klar, denn der Grenzverlauf ist umstritten. Ist man aus Versehen zu nah dran, pfeift einen das marokkanische Militär zurück, auf deren Grenzposten man hier und da stößt. Mit ihnen, wie auch mit der Polizei, machen wir aber ausnahmslos angenehme Erfahrungen. Zunächst ist man zwar etwas irritiert, wenn sie einem in Zivil, mit Turban und dem lässig über die Schulter geschwungenen Maschinengewehr entgegenkommen, aber sie sind alle freundlich, schreiben nur Namen und Kennzeichen auf oder überprüfen im Höchstfall mal die Pässe. Und alle haben sie ein Grinsen und ein „Wie geht`s?“ für die Kinder übrig. Einer hat auch mal nach Alkohol gefragt – im Flüsterton. Der Job ist wahrscheinlich echt öde.
Das Fahren in den Dünen macht dann auch richtig Spaß. Die Männer haben die ganze Zeit ein Dauergrinsen im Gesicht. Nur stehen bleiben dürfen wir nicht, dann ist die Schaufel dran oder auch mal der Bergegurt. Ist ein geeigneter Platz für die Nacht gefunden, genießen wir mit Rainer und Sabine ein Feierabendbier und die Kinder spielen noch ein bißchen im größten Sandkasten der Welt.
Ganz allein ist man hier übrigens nicht. Die Pisten werden auch von Einheimischen und vor allem von anderen Touristen befahren, die in der Regel in einer Geländewagenkolonne unterwegs sind. Am Rand des Lac Iriqi bietet ein Café zu Höchstpreisen Tee und Tajine. In den Dünengebieten des Erg Chegaga fährt man ständig an kleinen Zeltdörfern vorbei, zu denen man von M`hamid aus auf einem Dromedar aufbrechen kann. In M`hamid selbst, einer 3000-Einwohner-Oase, in der die asphaltierte Straße beginnt bzw. endet, erleben wir dann wieder, was hier für jeden Ort, der häufig von Touristen besucht wird, typisch ist: Einerseits wird man von Schleppern bedrängt, kaum daß man aus dem Auto gestiegen ist (beste Kameltour, beste Geländewagentour, bestes Hotel …), andererseits führt uns eine Frau durch den halben Ort, damit wir kurz vor der Mittagspause noch schnell frisches Brot kaufen können. Wir decken uns mit Obst, Gemüse und Milch ein bevor alle Läden schließen. Dann brechen wir auf in Richtung des zweiten großen Dünengebietes Marokkos, dem Erg Chebbi.

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